1. Grundprinzip der Wurmkompostierung
Wurmkompostierung nutzt bestimmte Wurmarten, typischerweise die Roten Würmer (Eisenia fetida), um organische Abfälle zu zersetzen. Diese Würmer fressen Abfälle und scheiden sie als nährstoffreichen Wurmhumus (Vermicompost) aus. Dieser Humus ist ein wertvoller Dünger für Pflanzen.
2. Inhaltsstoffe des Wurmkompostes
Die wichtigsten Inhaltsstoffe, die im Wurmkompostierungsprozess verwendet werden können, sind:
- Küchenabfälle: Obst- und Gemüseschalen, Kaffeefilter, Teebeutel (ohne synthetische Materialien).
- Papiere und Kartons: Ungestörtes, ungebleichtes Papier oder Pappe als Kohlenstoffquelle.
- Grünabfälle: Resten von Pflanzen, frischen Blättern.
- Tiermist: Besonders von Pflanzenfressern wie Kaninchen, Kühen oder Pferden, ist sehr nährstoffreich und fördert das Mikrobenwachstum.
3. Durchführung der Wurmkompostierung
- Behälter: Erstellen Sie einen geeigneten Behälter (z.B. eine Wurmkomposterbox) mit Belüftungslöchern.
- Bettmaterial: Beginnen Sie mit einem Bett aus feuchtem Papier, Karton oder Kokosfaser, das als Lebensraum für die Würmer dient.
- Füttern der Würmer: Fügen Sie nach und nach Küchenabfälle hinzu. Vermeiden Sie Fleisch, Milchprodukte und fette Lebensmittel, da diese Schädlinge anziehen können.
- Feuchtigkeit: Halten Sie den Kompost feucht, aber nicht nass. Ideal ist eine feuchte Konsistenz wie ein ausgewrungener Schwamm.
- Wenden: Gelegentliches Wenden der Mischung kann den Luftaustausch fördern und verhindern, dass es zu einem Anhäufen von unerwünschten Gerüchen kommt.
- Ernte: Nach einigen Monaten können Sie den Wurmhumus ernten, indem Sie die Würmer von den fertigen Kompostprodukten trennen. Dies kann durch das Anheben der Kompostschicht in der Box erreicht werden.
4. Zusammenspiel im Cannabisanbau
Im Cannabisanbau kann Wurmkompost die Nährstoffversorgung erheblich verbessern:
- Nährstoffbalance: Vermicomposting liefert eine ausgewogene Mischung aus Makro- (Stickstoff, Phosphor, Kalium) und Mikronährstoffen (Kalzium, Magnesium etc.).
- Verbesserte Bodenstruktur: Wurmhumus fördert die Belüftung des Bodens und die Wasserhaltefähigkeit.
- Mikrobenvielfalt: Der Einsatz von Wurmkompost führt zu einer Vielzahl von Mikroorganismen, die für die Nährstoffverwertung wichtig sind.
5. Verwendung von Tiermist im Wurmkompost
Tiermist kann als eine ausgezeichnete Kohlenstoffquelle und zusätzliche Nährstoffquelle dienen. Es ist wichtig, den Mist vorher zu kompostieren oder zu vermischen, da frischer Mist zu stark konzentriert und schädlich für die Würmer sein kann. Daher sollten Sie:
- Tiermist kompostieren: Vor der Verwendung sollte frischer Mist mindestens einige Wochen lang kompostiert werden, um die Nährstoffe zu stabilisieren.
- Mischverhältnis beachten: Mischen Sie den Tiermist mit anderen Materialien wie trockenen Blättern oder Papier, um das richtige Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis zu erreichen.
6. Unterschiedliche Wurmkomposte
Je nach Phase des Pflanzenwachstums ist es sinnvoll, unterschiedliche Nährstoffverhältnisse zu verwenden:
- Stickstoffhaltiger Kompost (für vegetative Phase): Fördert das Blattwachstum. In dieser Phase sind Materialien wie frische Grasschnitt oder höherer Gehalt an tierischen Düngemitteln empfehlenswert.
- Phosphorhaltiger Kompost (für Blütephase): Unterstützt die Blütenbildung. Hier können Sie Materialien mit hohem Phosphorgehalt wie Knochenmehl oder gut kompostierten Mist verwenden.
7. Mikroorganismen und ihre positiven Eigenschaften
Mikroorganismen spielen eine entscheidende Rolle im Wurmkompostierungsprozess und tragen wesentlich zur Gesundheit und Nährstoffaufnahme von Pflanzen bei. Hier sind einige wichtige Mikroorganismen und ihre positiven Eigenschaften:
a. Bakterien
- Mikrobenvielfalt: Bakterien sind die häufigsten Mikroorganismen im Wurmhumus und helfen, organisches Material abzubauen und Nährstoffe freizusetzen. Bestimmte Arten wie Bacillus und Pseudomonas fördern das Pflanzenwachstum, indem sie Phosphor mobilisieren und das Wurzelwachstum unterstützen.
- Stickstofffixierung: Einige Bakterien können Stickstoff aus der Luft binden und in eine für Pflanzen verfügbare Form umwandeln, was besonders während der vegetativen Phase vorteilhaft ist.
b. Pilze
- Mykorrhiza: Diese symbiotischen Pilze bilden eine Beziehung mit Pflanzenwurzeln, die die Nährstoffaufnahme, insbesondere von Phosphor, erheblich verbessern. Sie erhöhen die Oberflächenfläche der Wurzeln, sodass die Pflanzen mehr Wasser und Nährstoffe aufnehmen können.
- Zersetzer: Pilze helfen auch bei der Zersetzung von schwer abbaubaren Materialien und tragen zur Bodengesundheit bei, indem sie die Struktur des Bodens verbessern.
c. Protozoen
- Nährstoffkette: Protozoen fressen Bakterien und setzen dabei Nährstoffe in einer Form frei, die Pflanzen leichter aufnehmen können. Sie spielen eine Schlüsselrolle im Mikrobiom und tragen zur Gesundheit des Bodens bei.
d. Nematoden
- Nützliche Nematoden: Diese winzigen Würmer können Schädlinge kontrollieren, indem sie sie befallen oder deren Populationen reduzieren. Sie tragen zur biologischen Kontrolle von Schädlingen im Boden bei und fördern ein gesundes Wachstum.
8. Anwendung der Mikroorganismen im Cannabisanbau
Um die Vorteile der Mikroorganismen in der Wurmkompostierung maximal auszuschöpfen, können Sie Folgendes tun:
- Regelmäßige Bodenanalyse: Überprüfen Sie den Nährstoffgehalt und die mikrobiologische Aktivität des Bodens, um die Düngung gezielt anzupassen.
- Komposttee: Erstellen Sie einen „Komposttee“, indem Sie Wurmhumus in Wasser einweichen und die Flüssigkeit als Flüssigdünger verwenden. Dies fördert die Verbreitung von Mikroben direkt zu den Pflanzenwurzeln.
- Bringen Sie Mykorrhiza-Pilze in den Boden ein: Verwenden Sie kommerzielle Mykorrhiza-Präparate, um die Symbiose zwischen Pflanzenwurzeln und Pilzen zu fördern.
Fazit
Der Prozess des Wurmkompostierens fördert nicht nur die Umwandlung organischer Abfälle in nährstoffreichen Kompost, sondern verbessert auch die Bodenqualität und die Pflanzenleistung im Cannabisanbau. Durch die richtige Mischung von Inhaltsstoffen, die Beachtung des Nährstoffbedarfs während der Wachstumsphasen und die Nutzung von nützlichen Mikroben können Sie gesunde, produktive Pflanzen kultivieren.